Frei sein. Selbst entscheiden, wie und wo man seine Zeit verbringen möchte. Sei eigener Chef sein. Ohne Wecker leben. So oder so ähnlich sehen die Träume vieler, vor allem junger Menschen heutzutage aus. Denn der Alltag wird oft bestimmt durch Termine, „To-Dos“ und die Vorgesetzten, die einem akribisch die Tätigkeiten, Orte, Uhrzeiten & Co vorgeben. Themen wie Selbstentfaltung oder persönliche Freiheit kommen da oft zu kurz. Immer mehr Erwerbstätige träumen deshalb davon, stattdessen als Freelancer zu arbeiten, vielleicht sogar vollkommen zeit- und ortsunabhängig. Sei es als Model, als digitaler Nomade oder in einem ganz anderen Arbeitsmodell: Selbständig zu arbeiten, bringt durchaus viele Vorteile mit sich. Aber ist es wirklich der Schlüssel zum selbstbestimmten Leben, von dem so viele träumen?
Freelancer: Freigeist vs. Einzelkämpfer
Die Bezeichnung als Freelancer verbreitet sich erst seit einigen Jahren auch in Deutschland. Zuvor war eher von Solo-Selbständigen oder Freiberuflern die Rede. Fakt ist also, dass es sich um eine Person handelt, die selbständig arbeitet, aber ohne eigene Angestellte. Sie arbeitet alleine, sozusagen als Einzelkämpfer. Wie dieses Unternehmen gestaltet ist, kann dabei stark verschieden sein, beispielsweise als (Klein-) Gewerbe, als freiberufliche Tätigkeit, GmbH oder andere Rechtsform. Freelancer können dabei als „feste Freie“ oder nur kurz- bis mittelfristig bei ihren Kunden tätig sein.
Ebenso arbeiten sie manchmal vor Ort und manchmal mit rein virtueller Kommunikation. Durch die Digitalisierung ist die Arbeit als Freelancer heutzutage also in immer mehr Jobs möglich und auch deshalb erlebt das Thema derzeit einen solchen Boom. Viele Menschen verbinden mit der Arbeit als Freelancer vor allem Freiheit und Selbstbestimmung.
Tatsächlich entscheiden sich vor allem Personen für dieses Arbeitsmodell, die sich mehr persönliche Freiheit wünschen, die sozusagen ein Freigeist sind. Sie wollen selbst bestimmen, wann, wie, wo und für wen sie arbeiten. Dabei möchten sie vielleicht um die Welt reisen oder sie streben nach großem Wohlstand – die Ziele können ebenso individuell sein wie jeder Freelancer selbst. Doch auch mit dem Einzelkämpfer ist bereits ein wichtiges Stichwort gefallen, denn Freelancer zu sein, bedeutet zugleich maximale Eigenverantwortung. Es fehlt an Unterstützung, an lustigen Gesprächen mit Kollegen oder am Know-how für gewisse Aufgaben. Die Selbständigkeit bringt also auch Hürden mit sich und deshalb ist es wichtig, sich einmal intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, wenn dieser Berufsweg in Erwägung gezogen wird.
Häufige Herausforderungen für Freelancer
Wer von der Selbständigkeit träumt, sollte unbedingt realistisch an die Sache herangehen und abwägen, ob dieses Arbeitsmodell zur eigenen Lebenssituation und Persönlichkeit passt. Denn Freelancer zu sein, erfordert ein hohes Maß an Eigenmotivation, Disziplin und Organisationstalent. Gerade in den ersten Jahren ist die Bezahlung trotzdem oft gering; ein sicheres Einkommen gibt es ohnehin nicht. Es kann Auftragsschwankungen geben und Urlaub oder Krankheitszeiten sind unbezahlt.
Neben der fehlenden finanziellen Sicherheit werden für viele Freelancer die ungeregelten Arbeitszeiten zum Problem, sodass sie oft deutlich mehr arbeiten als Angestellte. Sie müssen daher besonders auf ihre Work-Life-Balance achten, um stressbedingte Erkrankungen wie ein Burnout-Syndrom zu verhindern. Und zuletzt reicht es nicht immer aus, fachlich gut zu sein, sondern auch Themen wie die Selbstvermarktung sind relevant. Wer Freelancer werden möchte, sollte daher eine sogenannte Unternehmerpersönlichkeit mitbringen.
Vorteile bei der Arbeit als Freelancer
Der Traum von der Selbständigkeit ist also nicht immer so traumhaft, wie ihn sich viele Menschen ausmalen. Das bedeutet aber nicht, dass die Arbeit als Freelancer nicht auch Vorteile mitbringt: Vor allem die Flexibilität ist ein großer Pluspunkt, denn die selbständige Arbeit bringt deutlich mehr Freiheiten mit sich als ein klassisches Anstellungsverhältnis – und ist, wie vorab erwähnt, oft der Hauptgrund für diese Entscheidung. Prinzipiell kann ein Freelancer frei entscheiden, welche Aufträge er annehmen möchte oder wo und wie er diese erfüllen will. Wenn das „Business“ also gut genug läuft, um nicht jeden Auftrag annehmen zu müssen, bedeutet die Arbeit als Freelancer tatsächlich ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Dies erleichtert auch eine gute Work-Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, allerdings nur in Kombination mit einer guten Selbstorganisation.
Weitere Vorteile liegen in der Ortsunabhängigkeit, vor allem bei Tätigkeiten, die „remote“ möglich sind. So kann der Freelancer selbst festlegen, wo der heutige Arbeitsplatz ist, sei es im Homeoffice, in einem Coworking-Space, in einem Café oder vielleicht vor Ort beim Kunden. Wer will, kann währenddessen sogar um die Welt reisen; der eigenen Kreativität sind diesbezüglich keine Grenzen gesetzt. In der Selbständigkeit sind zudem deutlich höhere Einnahmen möglich als in einer Festanstellung, erneut unter der Voraussetzung, dass das eigene Unternehmen erfolgreich ist. Und zuletzt bietet die Arbeit als Freelancer maximale Abwechslung. Ständig gibt es neue Aufgaben, neue Kontakte, neue Herausforderungen, die eine fachliche und persönliche Weiterentwicklung fördern. Langeweile kehrt jedenfalls nicht so schnell ein.
Freelancer werden – ja oder nein?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn wie an dieser Stelle bereits deutlich wurde, bringt diese Entscheidung gleichermaßen Vor- und Nachteile mit sich. Wichtig ist also herauszufinden, welches Arbeitsmodell am besten zum individuellen Fall passt, sprich zur eigenen Persönlichkeit und zur allgemeinen Lebenssituation. Wer ein hohes Maß an Selbstdisziplin hat, ungebunden ist und um die Welt reisen möchte, findet mit dem Arbeitsmodell Freelancer mit hoher Wahrscheinlichkeit den richtigen Weg.
Wer hingegen finanzielle Sicherheit sucht, eine Familie versorgen muss oder sich ohne äußeren Druck nur schwer zur Arbeit motivieren kann, ist wahrscheinlich im Angestelltenverhältnis besser aufgehoben. So oder so gilt: Wer sich dafür entscheidet, sich haupt- oder nebenberuflich selbständig zu machen, muss sich mit einigen Themen auseinandersetzen, die im vorherigen Arbeitsalltag meist noch nicht relevant waren. Ein hohes Maß an Lernbereitschaft ist daher ebenfalls ein Muss für alle Freelancer.
Typische Nebentätigkeiten in der Selbstständigkeit
Wer den Sprung in die Selbständigkeit wagt, wird also zukünftig nicht mehr nur den Kernaufgaben nachgehen, zum Beispiel eben dem Modeln, dem Schreiben, dem Design oder dem Programmieren. Stattdessen bedeutet die Arbeit als Freelancer, ein ganzes Unternehmen alleine führen zu müssen. Dazu gehören auch Nebentätigkeiten, wie
Damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Wie bei jeder anderen Art der Unternehmensgründung auch, kann der Start als Freelancer also erst einmal finanzielle Investitionen erfordern. Zudem dauert es meist einige Zeit, um zuverlässig in die Gewinnzone zu kommen und vor allem zu Beginn muss oft deutlich mehr gearbeitet werden als in einem Angestelltenverhältnis.
Fazit
Es kann viele gute Gründe geben, um den Berufsweg Freelancer zu wählen. Läuft das Geschäft gut und der Freelancer hat seine Routinen sowie eine gesunde Work-Life-Balance gefunden, so kann diese Art der Selbständigkeit tatsächlich ein selbstbestimmteres Leben bedeuten. Dann winken zahlreiche Vorteile wie Orts- und Zeitflexibilität oder ein höheres Einkommen. Bis dorthin ist der Weg aber oft steinig und erfordert die Investition von viel Zeit, Energie und vielleicht auch Geld. Freelancer zu werden, ist daher nicht der einfachste Weg und vor allem zu Beginn oft herausfordernder als das Anstellungsverhältnis. Wer die Selbständigkeit als Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben wählt, muss also bereit sein, erst ein paar Jahre harte Arbeit zu investieren, dann wird dieses Ziel durchaus greifbar.
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