Die (bisher) wichtigsten Nationen der Modewelt
Lange Zeit war die Amerikanisierung, wie sie in vielen Bereichen stattfindet, auch in der Modewelt spürbar. Es war vor allem der westliche Kleidungsstil, geprägt von den Hollywood-Größen sowie US-amerikanischen Modeschöpfern, der die Fashion-Branche dominierte. Kein Wunder, dass die New Yorker Fashionweek für viele Modeliebhaber das wichtigste Event des Jahres ist. Aber auch jene in Paris, London und Mailand sind bekannte Namen in der Branche und machen deutlich, welche Nationen bislang modisch das Sagen hatten. Jede für sich steht dabei für einen anderen Kleidungsstil: Der sogenannte French Look ist beispielsweise bekannt für seine einzigartige Mischung aus Understatement, Selbstbewusstsein und High Fashion, die sogenannte Haute Couteure, der ikonischen französischen Modehäuser. Dementsprechend viele Modeschaffende wie Blogger machen Paris daher mittlerweile zu ihrer Wahlheimat. London hat sich hingegen für seinen lässigen Streetstyle international einen Namen gemacht und die italienische Mode gilt als Inbegriff der Eleganz.
Vermutlich werden New York, Paris, Mailand und London noch lange Zeit ihre Bedeutung in der Modewelt beibehalten. Jedoch lässt sich seit einigen Jahren ein Wandel beobachten, sprich sie sind nicht mehr die einzigen Vorreiter, wenn es um neue Trends geht. Stattdessen lassen sich immer mehr internationale sowie interkulturelle Einflüsse auf den Laufstegen erkennen, sei es auf den Fashionweeks oder bei anderen Events. Gründe gibt es dafür mehrere: Einerseits spielt die Globalisierung eine Rolle, sprich die Menschen kommen mehr mit Leuten aus anderen Ländern in Berührung und lassen sich von diesen (auch) modisch inspirieren. Andererseits hat Social Media die Modewelt verändert. Während es früher eher die Designer und Stars waren, die Modetrends prägten, nehmen jetzt zunehmend Influencer diese Position als Trendsetter ein, also ganz normale Menschen. Je nach Land oder Kulturraum, aus dem diese stammen, bringen sie dementsprechend auch neue Einflüsse mit. Die westliche Mode wird daher zwar niemals bedeutungslos sein, aber sicherlich schon in wenigen Jahren nicht mehr das alleinige Nonplusultra der Fashionszene darstellen.
Während der French Look, der Londoner Streetstyle & Co also vielen Menschen ein Begriff sind und sie zumindest eine grobe Vorstellung davon haben, wie sie diese selbst umsetzen können, gilt das für die typische Mode vieler anderer Länder nicht. Da jedoch immer mehr afrikanische, asiatische und weitere Einflüsse in der Branche zu finden sind, lohnt sich ein Blick auf die Frage, welche Kulturen in den kommenden Jahren in der Modelwelt an Bedeutung gewinnen könnten?
Der Galabia hat in Ägypten eine lange Tradition. Einst musste jede ägyptische Frau in der Öffentlichkeit einen schwarzen Galabia tragen und ihr Gesicht verhüllen. Mittlerweile ist er jedoch zu einem Ausdruck der neuen Freiheit geworden und die Frauen tragen ihn frei nach Geschmack in bunten Farben oder moderneren Schnitten. So hat sich der Galabia zu eleganter Alltagskleidung entwickelt, aber er ist auch eine beliebte Wahl für festliche Anlässe. Immer mehr Modedesigner greifen den Galabia daher auf, um ihn individuell zu interpretieren und gesellschaftstauglich zu machen – weit über die ägyptischen Grenzen hinaus.
Tatsächlich hat es auch Deutschland in den vergangenen Jahren immer mehr geschafft, sich in der internationalen Modeszene zu behaupten – nicht nur durch die Berliner Fashionweek. Im Vordergrund stehen dabei vor allem traditionelle Kleidungsstücke, die klassisch oder modern interpretiert werden. Dazu zählen beispielsweise das Dirndl und die Lederhosen aus Bayern, aber auch der ikonische Bollenhut aus dem Schwarzwald dient derzeit vielen internationalen Designern als Inspiration.
Die griechische Geschichte ist bis heute im Kleidungsstil der Einheimischen zu finden, wenn auch dezent. Kleider, die an lange Tunikagewänder erinnern, und Hosen aus Leinen, die mit Ledersandalen kombiniert werden, verleihen der Mode einen typisch griechischen Look. Aber auch Strohtaschen, übergroße Hüte sowie die Kombination aus Weiß und Blau verleihen jedem Outfit ein griechisches Flair.
Das wohl bekannteste Kleidungsstück aus Japan ist der Kimono. Er wird heutzutage von klassisch bis modern in vielerlei Hinsicht interpretiert sowie zu unterschiedlichen Stilen kombiniert. Dadurch hält er auch auf internationalen Laufstegen immer mehr Einzug, beispielsweise als Blazer-Ersatz zu Jeans und T-Shirt oder als farbenfrohes Kleid.
In der internationalen Mode spielte Kambodscha bislang eine untergeordnete Rolle. Nun erobert aber der traditionelle Krama zunehmend den Globus. Das karierte Tuch wird vielseitig eingesetzt, sei es als Halstuch, Gürtel, Kopftuch, Tragetasche oder Sonnenschutz. Zudem erfreut sich der Sarong internationaler Beliebtheit – ein knöchellanger Rock aus Seide oder bunt gefärbter Baumwolle, der lässig um die Hüfte gebunden wird. Immer häufiger ist dieser nun auch in der Männermode zu finden, sogar über die kambodschanische Fashionszene hinaus.
Die mexikanische Mode ist farbenfroh und luftig. Daran finden jetzt auch immer mehr andere Nationen Gefallen. Hüte aus Filz oder Stroh, bunte Baumwollhemden, Ledersandalen und Ponchos sind daher kaum noch aus der Fashionszene wegzudenken und werden gerne als Stilbruch zum sonst eher schlichten Outfit kombiniert.
Wenn sie an niederländische Mode denken, kommt vielen Menschen automatisch der klobige Holzschuh in den Sinn, der lange Zeit nur noch auf Festzügen getragen wurde. Mittlerweile erlebt der Klompen aber ein internationales Comeback als Freizeitschuh, sei es in traditioneller Form oder als schlankere Variante. Denn es ist vor allem sein Komfort, der überzeugt.
Die osteuropäische Mode hat mit dem bescheidenen French Look nur wenig zu tun. Sie ist auffälliger, mutiger, aufreizender. Vor allem Frauen tragen gerne dick auf und stellen ihre Vorzüge zur Schau, wohingegen die Männer sich gekonnt lässig kleiden, bevorzugt mit Klassikern wie Jeanshosen und Pullovern. Diese Gelassenheit nehmen sich jetzt auch immer mehr internationale Designer als Vorbild und somit gewinnt das Baltikum in der Modewelt an Bedeutung.
Lange Zeit stand Schottland im Schatten der Londoner Modeszene, nun erobert der britische Nachbar selbst die Modewelt. Das Schottenkaro kehrt in regelmäßigen Trends auf die Laufstege zurück und wird immer wieder neu interpretiert. Mittlerweile ist es längst nicht mehr nur auf Männer- oder Frauenröcken zu finden, sondern beispielsweise auch auf Schals, Blazern & Co.
Der skandinavische Stil ist heutzutage nicht nur im Interior-Design ein großer Name, sondern auch bei der Kleidung. Er gilt als minimalistisch, aber modern. Auch die nordeuropäischen Länder nehmen somit immer mehr Einfluss auf die Modetrends und bringen beispielsweise Strickjacken, Polohemden sowie dezente Farben mit sich.
In Spanien ist die Frauenmode, ähnlich wie in Italien, sehr feminin. Aufgrund des warmen Klimas überwiegen sommerliche Stoffe und Schnitte sowie bunte oder florale Muster. Die Männer halten ihren Style hingegen gerne elegant und quasi jeder hat mindestens einen maßgeschneiderten Anzug im Kleiderschrank. In den vergangenen Jahren sind es aber vor allem die kanarischen Inseln, die modisch an Bedeutung gewinnen. Typisch für sie: Strohhüte, weiße Leinenhemden, Brokat-Westen, kunstvolle Stickereien sowie Wollröcke.
Ao Dai heißt ein traditionelles Kleidungsstück aus Vietnam. Die Kleider wurden ursprünglich nur zu besonderen Anlässen wie dem Neujahrsfest getragen, sind mittlerweile aber auch alltagstauglich geworden – und zwar international. Früher waren Ao Dai nur in brauner Farbe erhältlich, mittlerweile erstrahlen sie in allen Farben. Sie werden dabei noch häufig, jedoch nicht immer, mit Seidengürtel sowie bevorzugt über einer Seidenhose getragen.
All diese Beispiele machen deutlich, wie international die Modebranche mittlerweile geworden ist – und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Auch Einflüsse aus Afrika, Arabien, China, Portugal, Russland, Südkorea und vielen weiteren Ländern oder Kontinenten lassen sich bei einem Blick auf die Trends der vergangenen Jahre erkennen. Es ist daher zu erwarten, dass diese Einflüsse in Zukunft weiter wachsen werden und die Modewelt durch all diese Nationen noch aufregender wird. Jeder kann und sollte daher offen sein, um sich auch von anderen Kulturen, ihren Trachten und Geschmäckern inspirieren zu lassen.