Der Weg dorthin ist geprägt durch ein geschichtliches Auf und Ab um die Misswahl. Ein Spiegelbild der deutschen Geschichte und beredtes Zeugnis des öffentlichen Frauenbildes und der Stellung der Frau in der Gesellschaft. Von der ersten Schönheitskonkurrenz 1909 im Kaiserreich über das Misswahl-Fieber der Weimarer Republik bis zum Verbot des Wettbewerbs in der Nazi-Zeit. Nach 1945 in den Westzonen wiederbelebt werden die Miss-Germany-Wahlen in der Bundesrepublik zum gesellschaftlichen Ereignis der Wirtschaftswunderzeit. In der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR bleiben sie bis zur Zeit von Glasnost und Perestroika verboten.
Feministische Kritik der Frauenbewegung und Skandale um Wahlschiebung und Geschäftemacherei der Veranstalter prägen in den siebziger und achtziger Jahren das Miss-Germany-Bild in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit. Mit der Wiedervereinigung wurde 1990 nach 57 Jahren erstmals wieder eine gesamtdeutsche Miss Germany gekrönt.
1999 erfolgt, mittlerweile unter neuer Geschäftsleitung der Familie Klemmer, die Gründung der MISS GERMANY CORPORATION. Durch die Eintragung des Markennamens beim europäischen Markenamt versiegelt das Familienunternehmen das alleinige Nutzungsrecht des Titels unter einem Dach und wendet Korruption um den Talent-Wettbewerb durch andere Veranstalter ab. Startschuss, nicht nur für eine Unternehmenswende.
Gegründet vom feingeistigen Showmacher und Talent-Manager Horst Klemmer, weitergegeben an den Geschäftsmann und Sohn Ralf bis hin zum Enkel, Visionär und Feministen Max Klemmer, spiegelt jeder der drei Männer eine andere Haltung und Wahrnehmung auf das Frauenbild ihrer Zeit wider.
Während zur Zeit von Horst und Ralf Klemmer der Fokus auf ästhetische Präsentation des deutschen Fräuleinwunders gelegt wird, ebnet der Eintritt des Enkels Max in die Geschäftsführung 2014 den Perspektivwechsel. Als Vertreter einer neuen Generation werden die Indikatoren des Schönheitswettbewerbes erstmals in Frage gestellt. Als sich Horst Klemmer 2017 als Gesellschafter und aus der Geschäftsführung verabschiedet und dem Enkel seine Geschäftsanteile übergibt, folgen bereits 2018 & 19 radikale Veränderungen im bestehenden Show-Konzept. Erstmalig dürfen auch Frauen, die nicht ledig sind, und Mütter am Wettbewerb teilnehmen. Die Abschaffung des Laufstegwalks im Bikini ist das letzte große Relikt, das der Reformation bis zum Gesamtkonzeptwandel 2020 weicht. Der Talent-Wettbewerb entwickelt sich mehr und mehr zu einer Bewegung und Plattform für Female Empowerment und wird zum zeitgemäßen Vorbild.